VERBRAUCHER-ATLAS: MINUSZINSEN IN DEUTSCHLAND
Minuszinsen in Bundesländern und Regionen
Immer mehr Banken und Sparkassen in Deutschland weisen in ihren Preisverzeichnissen Minuszinsen für Privatkunden aus. Dieser Trend ist ungebrochen. Der Verbraucher-Atlas zeigt, wie viele Banken in den einzelnen Bundesländern Negativzinsen berechnen und in welchen Regionen Deutschlands Minuszinsen besonders häufig vorkommen. (Stand der Erhebung: 26.11.2020)
Für den Verbraucher-Atlas hat Verivox die Preisverzeichnisse von über 700 Banken und Sparkassen ausgewertet. Die meisten Banken mit Minuszinsen gibt es in Bayern (46), Nordrhein-Westfalen (29) und Baden-Württemberg (23). Allerdings gibt es in diesen drei Bundesländern auch insgesamt besonders viele Banken. In Mecklenburg-Vorpommern und Bremen verlangt jeweils nur ein Kreditinstitut ein sogenanntes Verwahrentgelt von seinen Privatkunden.
Übersicht: Diese Banken erheben Negativzinsen
Im Osten verlangt fast jede zweite Bank Minuszinsen
Wie viele Banken und Sparkasse in einer Region ansässig sind, ist sehr unterschiedlich. So gibt es etwa allein in Bayern 228 Genossenschaftsbanken (z. B. Volks- und Raiffeisenbanken) – mehr als viermal so viele wie in allen neuen Bundesländern und Berlin zusammen. Um herauszufinden, wo Banken besonders häufig Minuszinsen verlangen, hat Verivox ausgewertet, wie hoch der Anteil von Banken mit Negativzinsen in unterschiedlichen Gegenden Deutschlands ist. Teilweise wurden dabei mehrere Bundesländer zu einer Region zusammenfasst.
Am häufigsten verlangen Banken und Sparkassen in Ostdeutschland ein Verwahrentgelt von ihren Privatkunden. 60 Kreditinstitute in der Verivox-Auswertung haben ihren Sitz in den neuen Bundesländern oder Berlin. Davon weisen 27 in ihren Preisverzeichnissen Minuszinsen aus – ein Anteil von 45 Prozent. Bundesweit bittet etwa jedes vierte Geldhaus (24 Prozent) private Sparer nur Kasse. 171 von 710 ausgewerteten Banken erheben Minuszinsen.
Auch wenn es in Bayern im Bundesländer-Vergleich nach absoluten Zahlen die meisten Banken mit Minuszinsen gibt, sind Negativzinsen hier allenfalls leicht überdurchschnittlich verbreitet. 27 Prozent der bayerischen Institute weisen Verwahrentgelte aus. Besonders selten verlangen Banken in Hessen (16 Prozent) und Südwestdeutschland (17 Prozent) Minuszinsen.
Immer mehr Banken bitten Sparer zur Kasse
Für viele Banken war die letzte Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im September 2020 die Initialzündung, um selbst Negativzinsen einzuführen. Seitdem müssen Banken auf überschüssige Einlagen selbst 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Zum Zeitpunkt der Zinssenkung waren Minuszinsen für Privatkunden noch die absolute Ausnahme. Insgesamt verlangten nur 13 Banken Minuszinsen, keine davon für Sparguthaben unter 100.000 Euro.
Seitdem haben immer mehr Banken Minuszinsen eingeführt und inzwischen greift der Strafzins oft auch schon bei niedrigeren Anlagesummen. Insgesamt weisen derzeit 161 Banken und Sparkassen Negativzinsen für Privatkunden aus. Davon räumen 43 Institute ihren Sparern deutlich weniger als 100.000 Euro Freibetrag ein. 6 Banken berechnen ab dem ersten Euro Minuszinsen.
10 Banken weisen zwar nominal keine Minuszinsen aus, erheben aber eine Gebühr auf das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Für Sparer entstehen so faktisch Negativzinsen, auch wenn nominal ein Zinssatz von 0,00 oder 0,01 Prozent ausgewiesen wird. Für den Verbraucher-Atlas wurden diese Banken zu den Instituten mit Minuszinsen hinzugezählt.
Methodik
Verivox hat die Preisverzeichnisse von 710 deutschen Banken und Sparkassen recherchiert und ausgewertet, wie viele Banken in den einzelnen Bundesländern und Regionen für Privatkunden Minuszinsen ausweisen.
Stand der Erhebung: 26.11.2020