Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad stellt eine betriebswirtschaftliche respektive volkswirtschaftliche Kennziffer dar. Er gibt Auskunft darüber, wie hoch das bilanzielle Fremdkapital eines Unternehmens oder eines Staates in Relation zum bilanziellen Eigenkapital ausfällt. Bei privaten Haushalten steht die Verschuldung den Einkünften und dem Vermögen gegenüber. Welche Aussagekraft hat der Verschuldungsgrad?
- Kapitalstruktur wichtig bei Kreditvergabe
- Die Ermittlung des Verschuldungsgrades
- Der dynamische Verschuldungsgrad
- Der optimale Verschuldungsgrad
- Der Verschuldungsgrad bei Staaten
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Der statische Verschuldungsgrad spiegelt die Relation zwischen Eigenkapital und Fremdkapital wider.
- Der dynamische Verschuldungsgrad zielt darauf ab, die Dauer der Entschuldung zu ermitteln.
- Über die Zusammensetzung der für das Eigenkapital zu berücksichtigenden Faktoren besteht in der Betriebswirtschaft keine einheitliche Meinung.
- Die maximale Fremdkapitalquote sollte 67 Prozent der Bilanzsumme nicht übersteigen.
Kapitalstruktur wichtig bei Kreditvergabe
Steigt der Verschuldungsgrad eines Schuldners, steigt für die Gläubiger das Kreditausfallrisiko. Je mehr Geld für Zinsen und Tilgung aufgebracht werden muss, umso mehr schmälert sich das verfügbare Einkommen. Im schlimmsten Fall muss der Kreditnehmer Anlagegüter veräußern.
Am Beispiel Griechenland wurde im Rahmen der Finanzkrise der Verschuldungsgrad sehr bildhaft. Das Land musste seine Flughäfen und Häfen verkaufen, um die notwendige Liquidität für den Schuldendienst zu erhalten.
Der Verschuldungsgrad darf jedoch nicht mit der Verschuldungsgrenze verwechselt werden. Die Verschuldungsgrenze spielt gerade bei Staatshaushalten eine wesentliche Rolle. Sie gibt vor, bis zu welchem Grad sich ein Land verschulden darf. Innerhalb der Europäischen Union besteht der Konsens, dass die Verschuldungsgrenze bei 60 Prozent des jeweiligen Bruttoinlandproduktes (BIP) liegt.
Die Ermittlung des Verschuldungsgrades
Die Formel zur Berechnung lautet: Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital. Um den Verschuldungsgrad ermitteln zu können, müssen erst einmal die Bilanzpositionen definiert werden, die gegenüber gestellt werden.
Bereits bei der Feststellung des Eigenkapitals gibt es unterschiedliche Auffassungen. Neben den harten Faktoren wie schuldenfreie Produktionsanlagen werden aber auch sogenannte „good will“ Faktoren miteinbezogen. Dazu zählen unter anderem Wandelanleihen oder der immaterielle Firmenwert, der zum Beispiel aus Forschungstätigkeiten mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit resultieren kann. Ergänzt wird das Eigenkapital um
- Mezzanine-Kapital, sofern nicht rückzahlbar
- Gezeichnetes Eigenkapital
- Hälfte der Sonderposten mit Rücklagenanteil
- Gewinnrücklage
- Kapitalrücklage
Dem Fremdkapital werden Rückstellungen, Wandelanleihen mit Verzicht auf das Optionsrecht, Fremdmittel und die Hälfte der Sonderposten mit Rücklagenanteil zugerechnet.
Die sich daraus ergebende Größe gilt als statischer Verschuldungsgrad.
Der dynamische Verschuldungsgrad
Die Zielsetzung der Ermittlung des dynamischen Verschuldungsgrades ist eine andere. Sie dient der Ermittlung der Dauer der Schuldentilgung. Bei der Berechnung spielt der Cash-Flow eine wesentliche Rolle: dynamischer Verschuldungsgrad = (Fremdkapital – liquide Mittel) / Cash-Flow.
Die hypothetische Voraussetzung ist, dass der Cash Flow mindestens stabil bleibt und ausschließlich für die Tilgung der Verbindlichkeiten genutzt wird. Als akzeptabler Zeitraum für die Schuldentilgung gilt eine Frist von drei Jahren.
Der optimale Verschuldungsgrad
Kaum ein Unternehmen kommt ohne Fremdmittel aus. Vor diesem Hintergrund gilt es zu betrachten, wie viel Verschuldung gesund ist, ab wann sie riskant wird. Diese Betrachtung muss allerdings immer branchenspezifisch erfolgen.
Als optimal gilt, wenn die Kapitalkosten niedriger ausfallen als bei allen anderen Möglichkeiten der Fremdkapitalbeschaffung. Bei Nicht-Banken sollten die Fremdmittel nicht mehr als 200 Prozent der Eigenmittel betragen. Daraus ergibt sich eine Fremdkapitalquote von maximal 67 Prozent der Bilanzsumme.
Das Risiko eines hohen Verschuldungsgrades liegt auch darin, dass sich der Schuldner immer mehr in Abhängigkeit seiner Gläubiger begibt. Diese wiederum lassen sich das mit steigender Verschuldung auch steigende Kreditausfallrisiko durch höhere Zinsen bezahlen. Daraus folgt zwangsläufig, dass weniger Eigenmittel, zum Beispiel für Investitionen zur Verfügung stehen. Muss investiert werden, bedarf es einer erneuten Kreditaufnahme.
Der Verschuldungsgrad bei Staaten
Um den Verschuldungsgrad eines Staates zu ermitteln, werden die Staatschulden in Relation zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt. Die Formel dafür lautet Staatsschuldenquote = Staatsschulden / BIP.
Man muss sich hier vor Augen halten, dass auf der Grundlage der Maastricht-Kriterien 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes eines Jahres für den Schuldendienst aufgewendet werden. Allerdings greifen Staaten auch auf andere Mittel, beispielsweise die Aufnahme neuer Anleihen zurück.
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